Methodologie der Interviewführung

Angesichts dessen, dass das Thema der deutsch-tschechischen Beziehungen im Sudetengebiet im tschechischen öffentlichen Bewusstsein auch in der Gegenwart sehr problematisch ist und direkt in den Sudentengemeinden sogar tabuisiert wird, hat das Realisationsteam versucht, die potentiellen Respondenten mithilfe von Menschen anzusprechen, denen die Respondenten vertrauten. Dies waren:

1.    Sudetendeutsche Landsmannschaft 
2.    Organisationen der Deutschen in Westböhmen 
3.    Bürgermeister der einzelnen sudetendeutschen Gemeinden
4.    Verein der Wolhynietschechen und anderer Gruppen, die die Familien von Tschechen aus den ehemaligen europäischen Kolonien vereinen

Dank dieser „Vermittler“ gewann das Realisationsteam das Vertrauen der Interviewpartner und es war möglich, sich mit ihnen zu treffen und die Interviews durchzuführen. Weitere Kontakte zu potentiellen Respondenten bekam das Realisationsteam direkt von den Zeitzeugen, mit denen die Interviews durchgeführt wurden.

Durchführung der Interviews

Noch vor der eigentlichen Interviewdurchführung wurde durch das Realisationsteam ein Interviewkonzept ausgearbeitet. Das Konzept half dem Realisationsteam dabei, die Themen genau zu definieren, die sie mit den Respondenten besprechen sollten. Im Rahmen des Konzepts waren keine Fragen vordefiniert, die der Interviewer dem Respondenten während des Gesprächs stellen sollte, es handelte sich viel mehr um einen Themenkomplex, die der Interviewer mit dem Interviewpartner eröffnen sollte.

 

Die eigentlichen Interviews verliefen nach folgendem Muster:

 

1.Treffen mit dem Interviewpartner:

  • Der Respondent wurden mit dem Projekt Geschichten aus dem Sudentenland bekannt gemacht und es wurde ihm erklärt, wozu das Interview dient
  • Das Interview begann damit, dass der Interviewer den Respondenten bat, über sein Leben zu erzählen (begonnen beim Geburtsjahr und der Beschreibung der Abstammung und der nahen Verwandtschaft). Der Interviewer ließ den Interviewpartner frei erzählen und stellte nur ergänzende Fragen, versuchte, die chronologische Linie zu verfolgen und stellte Fragen auf Grundlage des Interviewkonzepts, wenn der Respondent nicht wusste, über was er reden sollte.
  • Das Gespräch wurde mit einem Diktaphon aufgezeichnet

 

2.Treffen mit dem Respondenten:

  • Nach dem ersten Treffen wurde das Gespräch durch das Realisationsteam in Schriftform übertragen, es wurden sprachliche und inhaltliche Korrekturen vorgenommen und das Interview wurde dem Respondenten per Post zugeschickt
  • Während des zweiten Treffens ging der Interviewer das gesamte Interview mit dem Respondenten noch einmal durch und gemeinsam autorisierten sie das Gespräch (Anmerkungen des Respondenten wurden mit dem Diktaphon aufgezeichnet)

 

3.Treffen mit dem Interviewpartner:

  • Der Interviewer arbeitete die Anmerkungen des Respondenten in das Gespräch ein
  • Beim dritten Treffen arbeiteten der Interviewer und der Interviewpartner die Endversion des Textes aus
  • Der Interviewer machte den Respondenten damit bekannt, wie ihr Gespräch im Rahmen des Projekts genutzt werden wird (Publikation, Ausstellung, sozilogische Studie)
  • Der Respondent unterschrieb eine Einverständniserklärung mit der Veröffentlichung des Interviews im Rahmen des Projekts Geschichten aus dem Sudentenland

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